Bei Kant findet sich zum ersten mal in der abendländischen philosophie die erkenntnis, daß die wirklichkeit eine funktion des denkens ist. freilich keine hervorbringung des beliebigen, sondern eine der voraussetzungslosen vernunft.
In der tat ist dabei sprache das eigentliche medium, und dies nicht nur der verständigung. Denn folgt man Kants argumentation, können wir nur begreifen, was wir zuvor an begriffen in einen erkannten gegenstand hineingebracht haben. All unser streben nach erkennen und erkenntnis müht sich also an den begriffen, die wir für ein objekt haben und endet an ihnen, daß es also immer das mit einigen voraussetzungen ausgestattete subjekt ist, welches die gegenstände seiner erkenntnis schafft.
Dabei werden aus einer art superposition unendlicher möglichkeiten die möglichkeiten faktischer wirklichkeit generiert, die gemäß der vorausgesetzten und voraussetzunslosen vernunft allein die möglichkeiten des wirklichen sind.
Weil hierbei die vernunft von der erfahrung unabhängig ist, verlassen wir die uns bekannte welt des erfassbaren und nähern uns dem reiche des idealen oder ideellen, wo zuletzt nicht nur vernunft und all die anderen tugenden beheimatet sind, auf die sich unser streben richtet, sondern wo zufolge der philosophie der alten wirklichkeit überhaupt nur (wahrhaft) sei, und eben auch die kategorien all unserer erkenntnis liegen. Die idee selbst ist das wahre, also das wirkliche, ihre erscheinung in der welt als geschöpf oder tatbestand nur ausübung, erscheinung eben- virtuell.
Das alles, was sich in der welt finden läßt: worte, bilder, gegenstände- möglichkeiten also einer praktischen vernunft.
Wir haben ja wirklich die paradiesische unschuld nicht mehr, die uns mit kinderaugen an die welt glauben läßt, wie sie uns erscheint, sondern müssen uns ein verhältnis bestimmen, das uns zu den vernünftigen und damit wirklichen annahmen unserer vorstellung bringt, so daß zuletzt all unsere betätigung in der welt ein streben nach objektion oder wirklichkeit, also urteilendes erkennen der vernunft ist.
Dazu gilt es nicht nur, das gegebene zu erforschen, um zu einer logischen erkenntnis zu kommen, als vielmehr in kontakt zu treten mit den vorausgesetzten kategorien des denkens, an denen sich wirklichkeit bemisst. Und da nun vernunft als seinsgründender generator des wirklich seienden angenommen ist, hinterliegt aller wirklichen arbeit also eine tendenz zur tugend.